Ballett für Kinder – Unterricht fürs Leben

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Es sieht leicht und so mühe­los aus, wenn die Tän­zer ihre Bei­ne heben. Das ist es, was man wahr­nimmt, wenn man Bal­lett durch ein Fens­ter betrach­tet. Steckt man im Gesche­hen, stellt man fest, dass die Welt des Bal­letts weit­aus mehr ist als Tan­zen in schö­nen Kos­tü­men.

Es ist viel­mehr Ler­nen fürs Leben. Es braucht Zeit, zu die­ser Erkennt­nis zu kom­men. Man­che erken­nen das schnel­ler als ande­re. Wer mit der Hoff­nung hin­ein geht, nach der ers­ten Bal­lett­stun­de einen Spa­gat und eine tech­nisch per­fek­te Pirou­et­te zu meis­tern, irrt sich. Man beginnt mit den kleins­ten Schrit­ten und der Weg zur ers­ten Pirou­et­te ist ein lan­ger. Das Erler­nen der rich­ti­gen Hal­tung im Bal­lett ist mit eine der schwers­ten Übun­gen.

Es ist die ers­te, gro­ße Her­aus­for­de­rung für die Kin­der, ihren Kör­per der­ar­tig zu kon­trol­lie­ren. Trotz der Anstren­gun­gen wer­den sie neu­gie­rig und hin­ter­fra­gen die unge­wohn­ten Bewe­gun­gen. Somit ent­steht in jun­gen Jah­ren ein aus­ge­präg­tes Kör­per­ge­fühl. Kin­der ler­nen nicht ein­fach das „Gera­de­ste­hen“, es ist viel­mehr ein geis­ti­ges Rei­fen und ein „Ver­ständ­nis ent­wi­ckeln“ für den eige­nen Kör­per. Als Trai­ne­rin bemerkt man, wie vor­sich­tig und acht­sam die haupt­säch­lich weib­li­chen Schü­le­rin­nen mit ihrem Kör­per wer­den.

Neben dem Erler­nen des Kör­per­ge­fühls kommt nun die klas­si­sche Musik mit ins Spiel. Denn, ob man es glaubt oder nicht, vie­le erken­nen nach kur­zer Zeit die wie­der­keh­ren­den Struk­tu­ren und ent­wi­ckeln ein Takt­ge­fühl. Hin und wie­der erken­nen sie die Melo­die der Bal­lett­stü­cke und beschrei­ben mir die­se. Mir als Trai­ne­rin ist wich­tig, den Kin­dern und Jugend­li­chen ein Gespür für die­se Musik zu geben. Manch­mal las­se ich sie eini­ge Minu­ten mit geschlos­se­nen Augen auf dem Boden sit­zen und spie­le ein klas­si­sches Musik­stück ab. Ich fra­ge die Tänzer(innen) danach nach ihren Gefüh­len, und wie die Musik auf sie gewirkt hat, fröh­lich oder etwa düs­ter? Sie begin­nen somit nicht ein­fach nur zu irgend­ei­ner Musik zu tan­zen, son­dern rich­ten ihre Bewe­gun­gen und ihren Aus­druck nach der Musik. Es schärft ihre Auf­merk­sam­keit und hilft ihnen, sich zu bewe­gen. Dies ist das Trai­ning der jün­ge­ren Kin­der, ein stän­di­ges Wie­der­ho­len und Ver­bes­sern.

Durch lang­sam dazu­kom­men­de neue Inhal­te ver­ste­hen sie all­mäh­lich die Bal­lett­schrit­te und kön­nen sie mit­ein­an­der ver­bin­den. Es bricht dann die Pha­se an, wo sie beim Spiel „Stop-Tanz“ nicht ein­fach nur her­um­hüp­fen, son­dern Bal­lett­schrit­te mit Sprün­gen ver­bin­den. Die­ser Pro­zess kommt schlei­chend, ohne dass sie es genau mer­ken, ist aller­dings für mich als Trai­ne­rin eine schö­ne Bestä­ti­gung der Arbeit.

Mit dem Alter und der Dis­zi­plin wach­sen die Kin­der wei­ter her­an und wer Bal­lett seit jüngs­tem Alter macht, wird womög­lich die ers­te „Erschöp­fung“ ver­spü­ren.

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Das jun­ge Talent Vic­to­ria Par­fen­ov

Denn das Trai­ning und das stän­di­ge Wie­der­ho­len der Übun­gen kann ermü­den und depri­mie­ren.

Bal­lett ist in jeder Hin­sicht eine Her­aus­for­de­rung für den Kopf. Das stän­di­ge sich im Spie­gel betrach­ten oder das Erleb­nis, nach all den Jah­ren Trai­ning immer noch aus der Balan­ce zu fal­len. Es ist ein Auf und Ab zwi­schen einem moti­vie­ren­den Tag und einem frus­trie­ren­den Tag. Dies ist nor­mal beim Bal­lett. Es ist wich­tig, die Schüler(innen) an die­sem Punkt als Trai­ne­rin auf­zu­fan­gen und ihnen klar­zu­ma­chen, dass sie kör­per­li­che und men­ta­le Arbeit leis­ten, und das in die­sen jun­gen Jah­ren. Man muss ihnen klar machen, dass es sich eines Tages aus­zah­len wird, ob auf einem Wett­be­werb oder drau­ßen im Leben. Balletttänzer(innen) sind abso­lu­te Per­fek­tio­nis­ten, ler­nen von jüngs­tem Alter an Dis­zi­plin und ent­wi­ckeln Aus­dau­er.

Je älter alle wer­den umso mehr tren­nen sich nun die Wege. Die einen wol­len mehr Leis­tung, die ande­ren sehen es als Hob­by und machen sich kei­nen Stress. Wer auf Wett­be­wer­ben tan­zen will, opfert sehr viel Zeit für die­se Lei­den­schaft. Aus die­sem Grund grün­de­te ich die „Bal­tic Bal­let Group“ von Tan­zen in Kiel e.V..

Alle Mit­glie­der erler­nen klas­si­sche und moder­ne Cho­reo­gra­fien, um ihr eige­nes Ziel zu ver­wirk­li­chen. Im Febru­ar 2023 hat­ten wir die ers­te wun­der­vol­le Erfah­rung eines Wett­be­werbs. Die Anspan­nung aller war enorm, aber das Gefühl als Tän­zer, so hart gear­bei­tet zu haben, und an sei­nem Ziel ange­langt zu sein, ist ein Gefühl, was einem kei­ner neh­men kann. Mei­ne jüngs­te Solo­tän­ze­rin kam vol­ler Freu­de von der Büh­ne, wäh­rend der gan­ze Ver­ein mit unse­rer Grup­pe fei­er­te.

Es sind Momen­te wie die­se beim Bal­lett, in denen man weiß, war­um man tanzt. Wenn einem als Trai­ne­rin die Trä­nen die Wan­ge her­un­ter­lau­fen und dei­ne Schü­ler vor Freu­de auf der Büh­ne lachen, weißt du, wie wun­der­voll es ist für sei­nen Traum zu arbei­ten.

Es ist Stolz der in ihnen keimt und das kann ihnen nie­mand neh­men. Und so ver­fah­ren alle Tän­zer wei­ter: Sie trai­nie­ren, moti­vie­ren ein­an­der und ste­hen auf, wenn sie hin­fal­len. Es ist am Ende egal, wo einen der Weg nach dem Bal­lett hin­führt. Kei­ner kann es einem neh­men, die­se Erleb­nis­se gehabt zu haben.

War­um Bal­lett also Unter­richt fürs Leben ist? Es gibt einem jede Freu­de, Dis­zi­plin, Gefüh­le und sehr viel Weis­heit!

Gre­ta Bon­mann
Bal­lett­trai­ne­rin
Tan­zen in Kiel e.V.

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Bal­lett­trai­ne­rin Gre­ta Bon­mann
Reinbek Schäfer Jennifer Parfenov Victoria
Vic­to­ria Par­fen­ov mit Jen­ni­fer Schä­fer

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