Was sind Rauhnächte?

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Wini Rauhnaechte NORDISCHLIFESTYLE 062023

Als Rauh­näch­te gel­ten zumeist die zwölf hei­li­gen Näch­te zwi­schen Win­ter­son­nen­wen­de (bzw. Weih­nach­ten) und dem 2. Janu­ar (bzw. Drei­kö­nigs­tag).

Die zwölf Näch­te ste­hen sym­bo­lisch für die zwölf Mona­te des neu­en Jah­res. Sie sol­len die Ereig­nis­se im zuge­ord­ne­ten Monat vor­her­sa­gen, wes­halb sie man­cher­orts auch „Los­näch­te“ genannt wer­den.

Der Begriff Rauh­näch­te kommt wahr­schein­lich vom Adjek­tiv rauh und bezieht sich auf die wil­de Jagd der Frau Percht (im Mär­chen Frau Hol­le), die in die­ser Zeit beson­ders über die Men­schen wacht und sie prüft.

Es gibt auch die Sicht, dass die­se Näch­te eigent­lich Rauch­näch­te hei­ßen, weil in die­ser Zeit zum Schutz vor Krank­hei­ten und bösen Geis­tern die hei­ligs­ten Kräu­ter geräu­chert und in der Pfei­fe geraucht wur­den.

Der genaue Ursprung der Rauh­näch­te lässt sich wohl nicht mehr ermit­teln, zumal es sicher regio­na­le Unter­schie­de gab. So ver­mu­ten man­che einen Zusam­men­hang mit dem ger­ma­ni­schen Mond­ka­len­der, in dem ein Jahr aus zwölf Mond­mo­na­ten und damit 354 Tagen bestand.

Die zum Son­nen­jahr feh­len­den elf Tage – und damit angeb­lich zwölf Näch­te (viel­leicht ist ja jemand in der Lage, mir die­ses mathe­ma­ti­sche Rät­sel zu lösen!?) – wur­den des­halb als Tage außer­halb der Zeit ange­se­hen, in der die Tore zur „Anders­welt“ offen­ste­hen.

Wini Rauhnaechte02 NORDISCHLIFESTYLE 062023

Von dort erhal­ten wir wei­sen Rat oder wer­den zum Bösen ver­führt, je nach unse­rer Gesin­nung. Vie­le Men­schen ach­ten ent­spre­chend in die­ser Zeit beson­ders auf ihre Träu­me, denn es heißt, dass die­se im jewei­li­gen Monat des neu­en Jah­res in Erfül­lung gehen wer­den. Dazu ist es rat­sam, ein Tage­buch zu füh­ren und alles zu notie­ren, was in die­sen Näch­ten geträumt wird.

In ande­ren Tra­di­tio­nen wur­de aus dem Wet­ter an die­sen Tagen auf das Wet­ter in den ent­spre­chen­den Mona­ten des kom­men­den Jah­res ora­kelt.

In vor­christ­li­cher Zeit began­nen die Rauh­näch­te zumeist mit der Win­ter­son­nen­wen­de. Je nach Regi­on gab es zwi­schen drei und zwölf Rauh­näch­ten.

Die christ­li­che Kir­che hat vie­le alte Tra­di­tio­nen über­nom­men, um die „Hei­den“ leich­ter bekeh­ren zu kön­nen. Drei Tage nach der Son­nen­wen­de wur­de denn auch die Geburt des Christ­kin­des sicher nicht zufäl­lig plat­ziert, was ja neben­bei ein schö­nes Sym­bol für den Sieg des inne­ren Lich­tes über die inne­re Dun­kel­heit dar­stellt.

Und die Rauh­näch­te began­nen seit­her am ers­ten Weih­nachts­tag und ende­ten am eben­falls neu ein­ge­führ­ten christ­li­chen Drei­kö­nigs­tag. Ist es nicht inter­es­sant, dass die 12 Näch­te (= 12 Mona­te) 13 Tage (= 13 Mon­de) mit­ein­an­der ver­bin­den und so nicht nur für das Kalen­der­jahr, son­dern auch für die dar­in ent­hal­te­nen 13 Mon­de ste­hen?

Seit eini­gen Jah­ren wächst das Inter­es­se an den alten und uralten Bräu­chen wie­der und es steht uns frei, die christ­li­che oder die vor­christ­li­che Vari­an­te zu wäh­len. Ent­schei­dend sind letzt­lich immer die eige­nen Erfah­run­gen und wel­chen Nut­zen wir dar­aus zie­hen kön­nen. Pro­bier es ein­fach aus!

Neben dem Wet­ter- und Traum­ora­kel ist das ener­ge­ti­sche Rei­ni­gen des Hau­ses oder der Woh­nung mit dem Rauch von Bei­fuß, Wachol­der oder Weih­rauch eine nach­ah­mens­wer­te Tra­di­ti­on (Rauch­mel­der für die­sen Moment deak­ti­vie­ren!).

Das lär­mend mit Glo­cken und Trom­meln durch die Stra­ßen zie­hen, um böse Geis­ter zu ver­trei­ben, haben wir – wenn auch lei­der völ­lig per­ver­tiert – im Sil­ves­ter­feu­er­werk über­nom­men. Das Lesen der Zukunft aus Inne­rei­en von Tie­ren fin­den wir im Blei­gie­ßen /​Wachs­gie­ßen wie­der. In man­chen Alpen­re­gio­nen haben sich bis heu­te die „Percht­läu­fe“ erhal­ten, um die Dun­kel­heit und das Böse zu ver­ja­gen.

Mehr Infor­ma­tio­nen über die Jah­res­kreis­fes­te, Räu­cher­werk und Ritua­le sowie indi­vi­du­el­le Bera­tun­gen gibt es bei www.estrella-loba.de.


Text: Wini Britt Fuhr­mann von Est­rel­la Loba

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