Ich vergebe – und finde mich

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Loan Beitrag NORDISCHLIFESTYLE 052025

Ich vergebe – und finde mich

Warum Vergebung oft der einzige Weg ist, um dein Leben zurückzuholen

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Der Schmerz, der bleibt – auch wenn alle gegangen sind

Ich erin­ne­re mich an die­sen einen Abend. Ich saß auf dem Küchen­bo­den, den Kopf gegen den Schrank gelehnt, und frag­te mich: „Was stimmt nicht mit mir?“ Es war nicht das ers­te Mal, dass ich mich so fühl­te. Aber es war das ers­te Mal, dass ich mir ein­ge­stand: Ich bin nicht nur ver­letzt – ich bin müde. Müde vom Funk­tio­nie­ren. Müde vom Kämp­fen. Müde davon, immer wie­der Men­schen zu lie­ben, die mich nicht lie­ben konn­ten.

Ich hat­te mein Leben lang ver­sucht, es allen recht zu machen. Ich war die Toch­ter, die sich anstreng­te. Die Freun­din, die sich auf­op­fer­te. Die Kol­le­gin, die nie Nein sag­te. Und trotz­dem war ich nie genug. Nie rich­tig. Nie sicher.

Die Stim­men mei­ner Kind­heit hall­ten in mir nach: „Wenn du brav bist, dann habe ich dich lieb.“ „Du musst etwas tun, damit ich dich lie­be.“ Ich hat­te gelernt, dass Lie­be ein Tausch­ge­schäft war. Und ich war bereit, alles zu geben – nur um ein klei­nes biss­chen davon zu bekom­men.

Die falschen Menschen – und die falschen Schlüsse

Ich begeg­ne­te vie­len Men­schen, die mir sag­ten, sie wür­den mich lie­ben. Man­che taten es viel­leicht sogar – auf ihre Wei­se. Aber vie­le tru­gen Mas­ken. Sie woll­ten nicht mich, son­dern das, was ich ihnen geben konn­te: Auf­merk­sam­keit, Bestä­ti­gung, Kon­trol­le. Sie lächel­ten, wäh­rend sie mir den Boden unter den Füßen weg­zo­gen. Und ich ließ es zu. Weil ich glaub­te, dass ich es ver­dient hat­te.

Der schlimms­te Schmerz? Wenn die, die dich eigent­lich schüt­zen soll­ten, dich klein­hal­ten. Wenn du lernst, dass du dich selbst ver­leug­nen musst, um dazu­zu­ge­hö­ren.

Ich habe lan­ge geglaubt, dass ich falsch bin. Dass ich zu viel bin. Zu laut. Zu dick. Zu häss­lich. Zu weich. Zu ehr­lich. Aber irgend­wann – nach vie­len Trä­nen, vie­len Gesprä­chen, vie­len stil­len Näch­ten – habe ich ver­stan­den:

Ich war nie falsch. Ich war nur am fal­schen Ort. Bei den fal­schen Men­schen. Mit den fal­schen Glau­bens­sät­zen.

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Der Wendepunkt – Vergebung beginnt nicht bei anderen, sondern bei dir

Ver­ge­bung ist kein Geschenk an die, die dich ver­letzt haben. Es ist ein Geschenk an dich selbst. Ich habe lan­ge geglaubt, dass ich erst ver­ge­ben kann, wenn die ande­ren sich ent­schul­di­gen. Wenn sie ver­ste­hen, was sie mir ange­tan haben. Aber das pas­siert sel­ten. Und manch­mal nie.

Also habe ich ange­fan­gen, mir selbst zu ver­ge­ben. Für all die Male, in denen ich mich selbst ver­las­sen habe. Für all die Jah­re, in denen ich geglaubt habe, nicht genug zu sein. Für all die Bezie­hun­gen, in denen ich mich ver­lo­ren habe, nur um geliebt zu wer­den.

Ich habe mir ver­ge­ben, dass ich nicht frü­her gegan­gen bin. Dass ich mich ange­passt habe. Dass ich geschwie­gen habe. Und mit jedem Akt der Ver­ge­bung wur­de mein Herz ein biss­chen leich­ter. Ich habe Platz geschaf­fen – für mich. Für neue Erin­ne­run­gen. Für ech­te Nähe. Für ein Leben, das mir gehört.

Wie du Vergebung in dein Leben holst

Erken­ne dei­nen Schmerz

Ver­drän­gung schützt dich nicht. Sie lähmt dich. Nimm dir Zeit, dei­nen Schmerz zu benen­nen. Schreib auf, was pas­siert ist. Ohne Fil­ter. Ohne Ent­schul­di­gung. Du darfst wütend sein. Du darfst trau­rig sein. Du darfst ver­letzt sein. Dein Schmerz ist real. Und er ver­dient es, gese­hen zu wer­den.

Sprich es aus

Ob in einem Brief, einem Gespräch oder nur für dich: Wor­te befrei­en. Sag dir selbst, was du nie sagen konn­test. Zum Bei­spiel: „Ich war ein Kind. Ich hät­te Lie­be ver­dient, kei­ne Bedin­gun­gen.“ Oder: „Ich habe mich selbst ver­lo­ren, um dich zu hal­ten. Und jetzt fin­de ich mich zurück.“

Tren­ne Schuld von Ver­ant­wor­tung

Du bist nicht schuld an dem, was dir pas­siert ist. Aber du bist ver­ant­wort­lich dafür, wie du heu­te damit umgehst. Das ist kein Vor­wurf – das ist Macht. Du kannst heu­te ent­schei­den, dich selbst zu schüt­zen. Dich selbst zu lie­ben. Dich selbst zu wäh­len.

Ver­gib dir selbst zuerst

Das ist oft der schwers­te Schritt. Aber auch der wich­tigs­te. Ver­gib dir, dass du geblie­ben bist. Dass du geschwie­gen hast. Dass du dich selbst ver­ges­sen hast. Sag dir: „Ich habe mein Bes­tes gege­ben. Und das reicht.“

Lass los – bewusst und mit Ritu­al.

Ver­ge­bung braucht Hand­lung. Schreib die Namen der Men­schen auf, die dich ver­letzt haben. Ver­brenn den Zet­tel. Oder ver­gra­be ihn. Oder leg ihn in einen Fluss. Sag: „Ich las­se euch los. Ich neh­me euch aus mei­nem Her­zen. Ich mache Platz.“

Wäh­le neu

Umgib dich mit Men­schen, die dich sehen. Die dich stär­ken. Die dich lie­ben, ohne Bedin­gun­gen. Ruf die Freun­din an, die dich nie bewer­tet. Ver­bring Zeit mit Men­schen, bei denen du laut lachen darfst. Sag Ja zu Bezie­hun­gen, die dich wach­sen las­sen.

Vergebung ist kein Ende – sie ist ein Anfang

Heu­te weiß ich: Ich muss nichts tun, um geliebt zu wer­den. Ich bin lie­bens­wert, weil ich bin. Ich habe Men­schen los­ge­las­sen, die mir nicht gut­ta­ten. Ich habe Glau­bens­sät­ze ersetzt, die mich gefan­gen hiel­ten. Und ich habe mir selbst die Hand gereicht – nicht um mich zu ret­ten, son­dern um mich end­lich zu sehen. Ich lern­te und ler­ne mich mit jedem Tag neu ken­nen. Mei­ne Bedürf­nis­se, mei­ne Stär­ken und mei­ne Schwä­chen und ich ler­ne bis heu­te, aber mit Freu­de. Ich ent­de­cke mich jeden Tag neu.

Ver­ge­bung ist kein leich­ter Weg. Aber er ist oft der ein­zi­ge, der dich wirk­lich befreit. Nicht für die ande­ren. Für dich. Für dein Herz. Für dein Leben.

Loan09 NORDISCHLIFESTYLE 032025
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„Vergebung ist kein Gefallen – sie ist deine Entscheidung, frei zu sein.“

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