Tango – Feuer, Leidenschaft, Sinnlichkeit

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Eine Frau im roten Kleid, schö­ne Bei­ne, hohe Schu­he. Ein Mann im Anzug, mit Hosen­trä­gern und Hut. Ele­gant aber gleich­zei­tig cool und läs­sig. Dazu eine rote Rose. Innig ver­schlun­gen. Die­ses oder ähn­li­che Bil­der haben wir sofort im Kopf, wenn wir an Tan­go den­ken. Wir den­ken an Inti­mi­tät, Zwei­sam­keit und sexu­ell gela­de­ne Stim­mung. Schumm­ri­ges Licht, stim­mungs­vol­le Musik und ein ein­zig­ar­ti­ger, sinn­li­cher Moment als Paar.

Tan­go. Ein Tanz, der sei­nen Erfolgs­zug hier in Euro­pa 1910 in Paris begann und seit­dem immer wei­ter fort­setzt. Wir ken­nen ihn aus Fil­men, Shows wie Let’s Dance, aber auch von der Büh­ne, aus Büchern und sogar in Sprich­wör­tern fin­det man ihn wie­der. Und so ist es nur natür­lich, dass Tan­go aus dem Kurs­pro­gramm der meis­ten Tanz­schu­len nicht weg­zu­den­ken ist.

Ler­nen wol­len ihn die meis­ten – und wer kann es ihnen ver­den­ken?
Ich den­ke, dass Tan­go einer der weni­gen moder­nen Paar­tän­ze ist, von dem die Men­schen ein sehr genau­es Bild vor Auge haben. Ob sich die­ses Bild am Ende bestä­tigt oder nicht, Tan­go steht unver­än­dert hoch im Kurs und zählt zu den Lieb­lings­tän­zen vie­ler unse­rer Paa­re.

Aber was ist Tan­go eigent­lich? Und was macht ihn so beson­ders? Tan­go hat sich in sei­ner Ursprungs­form Ende des 19. Jahr­hun­derts im Mün­dungs­del­ta des Rio de la Pla­ta ent­wi­ckelt. Ein­wan­dern­de aus aller Welt brach­ten ihre eige­nen Volks­tän­ze mit und so ent­stand in den öffent­li­chen Tanz­hal­len eine popu­lä­re Mischung namens Milon­ga, dem wich­tigs­ten Vor­läu­fer des Tan­go Argen­ti­no. Bis heu­te wer­den Tanz­aben­de für Tan­go als Milon­gas bezeich­net. Wie die meis­ten Tän­ze, galt auch Tan­go eine Zeit lang für die kon­ser­va­ti­ve Ober­schicht, gera­de in Paris, als wild und anstö­ßig. Das hin­der­te die Men­schen aber nicht dar­an, wei­ter in die Tanz­hal­len zu strö­men und Tan­go im Unter­grund wei­ter zu tan­zen.

Bis 1910 gab es noch kei­ne Tren­nung zwi­schen Tan­go Argen­ti­no und dem so genann­ten internationalen/​europäischen, bzw. eng­li­schen Tan­go. Die­se begann erst als eng­li­sche Choreograph*innen eine sti­lis­ti­sche Ände­rung vor­ge­nom­men hat­ten, die im Wesent­li­chen noch bis heu­te gül­tig ist und Tan­go damit salon­fä­hig mach­te. Nicht zuletzt das ist Grund dafür, dass Tan­go, trotz sei­nes Ursprungs, offi­zi­ell nicht zu den Latein­ame­ri­ka­ni­schen, son­dern zu den 5 klas­si­schen Stan­dard­tän­zen gehört.

Tan­go Argen­ti­no wie­der­um wird zu den Lati­no Tän­zen gezählt und häu­fig in spe­zi­el­len Tan­go- oder Lati­no-Tanz­schu­len unter­rich­tet. Tan­go Argen­ti­no hat in Deutsch­land vie­le begeis­ter­te Anhän­ger. Die Musik ist ein wenig lang­sa­mer als die des inter­na­tio­na­len Tan­gos, die Bewe­gun­gen etwas frei­er für Inter­pre­ta­ti­on, da sich über­all belie­big lan­ge Pau­sen ein­bau­en und hal­ten las­sen und viel impro­vi­siert wer­den kann.

Der inter­na­tio­na­le Tan­go ist hier ein biss­chen grad­li­ni­ger. Die tän­ze­ri­schen Regeln sind kla­rer defi­niert und obwohl er eben­so vie­le Mög­lich­kei­ten zur Impro­vi­sa­ti­on und Varia­ti­on bie­tet, fin­det sich ein Ein­stei­ger hier sicher­lich zu Beginn, dank der Struk­tur, schnel­ler zurecht. Wahr­schein­lich ist das auch der Grund, war­um Tan­go Argen­ti­no oft ein Tanz ist, auf den sich Paa­re spe­zia­li­sie­ren, sofern sie ihn ler­nen wol­len, und war­um er weni­ger in den klas­si­schen Kom­bi Tanz­kur­sen zu fin­den ist.

Ele­men­te des Tan­go Argen­ti­no fin­den sich aber nach wie vor auch im inter­na­tio­na­len Tan­go und je fort­ge­schrit­te­ner die Tänzer*innen hier sind, des­to mehr kön­nen sie auch hier mit Pau­sen und Rhyth­mus spie­len und vari­ie­ren. Cha­rak­te­ris­tisch typisch bleibt der manch­mal auch abrup­te Wech­sel zwi­schen lang­sa­men, schlei­chen­den Schrit­ten, sowie schnel­len, stak­ka­to­ar­ti­gen. Auf flie­ßen­de und ruhi­ge Bewe­gun­gen fol­gen Beschleu­ni­gung und zacki­ge Rich­tungs­wech­sel.

Oft bie­tet die füh­ren­de Per­son den Rah­men, in dem sich die fol­gen­de Per­son bewegt und von dem sie sta­bi­li­siert wird. Das klas­si­sche Rol­len­bild von Mann und Frau ist hier noch sehr deut­lich und bie­tet vie­le Mög­lich­kei­ten, damit zu spie­len und auch zu koket­tie­ren, auch wenn die Paa­re gleich­ge­schlech­tig sind, oder die Rol­len wech­seln.

Ich den­ke, dass Tan­go immer ein Tanz sein wird der pola­ri­siert. Egal wie sehr sich sei­ne Musik ent­wi­ckelt, wie die Bewe­gun­gen moder­ni­siert wer­den und sich die Gesell­schaft ver­än­dert. Vie­le Men­schen wer­den ihn lie­ben, eini­gen wird er nicht gefal­len, den nächs­ten ist die Musik zu spe­zi­ell, aber er wird uns immer erhal­ten blei­ben. Sein Charme ist ein­zig­ar­tig und sein Ruf wird ihn tra­gen, denn eins wird Tan­go immer blei­ben: sinn­lich, lei­den­schaft­lich und ero­tisch.

Bericht und Fotos: Inga Wil­king, ADTV Tanz­schu­le Tess­mann

Tessmann Collage NordischLifestyle 022024

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