Es ist der 1.September 2024 und ein neues Ausbildungsjahr beginnt. Dieses Mal auch für uns. Aber wer sind wir? In diesem Fall die ADTV Tanzschule Tessmann mit mir, Inga Wilking als lizenzierte Ausbilderin, Carsten Matheus, fertiger ADTV Tanzlehrer und vor allem Melina Sentz, die offiziell in ihr erstes Lehrjahr zur ADTV Tanzlehrerin gestartet ist. Unsere Reise mit Melina begann ganz klassisch, indem sie uns ihre Bewerbungsunterlagen für eine mögliche Ausbildung hat zukommen lassen. Auszubildende sind für uns etwas ganz Besonderes, denn aktuell gibt es deutschlandweit nicht so viele junge Menschen, die den Beruf Tanzlehrer*in erlernen wollen.
Da die Bewerbung sehr vielversprechend klang, haben wir Melina kurzerhand zu einem Kennenlernen eingeladen und es bestätigte sich ganz schnell: Melina könnte eine große Bereicherung für unsere Tanzschule sein und sie scheint perfekt in unser Team zu passen. Unser Beruf ist sehr außergewöhnlich. Deshalb war mir sehr wichtig, dass Melina ihn vorher in einem Berufspraktikum kennenlernt. Die Aufregung bei ihr war wahrscheinlich ähnlich groß wie die Hoffnung auf meiner Seite, dass wir bald einen neuen, tollen Menschen in unserem Team haben könnten. Umso trauriger war dann die Nachricht nach dem ersten Praktikumswochenende: „Ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Ich finde es so toll bei euch, aber ich bin völlig kaputt und kann mich noch nicht einmal daran erinnern, was wir in den letzten Tagen für ein Wetter hatten. Ich glaube, dass ich die Ausbildung nicht machen werde und möchte von Anfang an ehrlich mit dir sein.“
Solche Worte so ehrlich und direkt herauszubringen, insbesondere wenn es um den Traumberuf geht, finde ich bemerkenswert und mutig. Trotzdem machte Melina keine Anstalten, ihr Praktikum abzubrechen und mein Bauchgefühl sagte mir schon nach wenigen Tagen, dass da noch etwas passieren könnte. Da ich heute hier sitze und diesen Artikel schreibe, ist es kein Geheimnis, wie diese Situation am Ende ausgegangen ist. Jetzt kann es endlich losgehen. Und gerade, weil die ADTV Tanzlehrerausbildung so besonders ist, habe ich mir ein paar Fragen überlegt, die Melina hier für euch beantwortet.
Wann hast du angefangen zu tanzen?
Schon mit 6 Jahren habe ich in einer Sporthalle Ballettstunden genommen. So richtig gepackt hat es mich dann, als ich in der Mittelstufe mit einigen Leuten aus meiner Klasse einen Tanzkurs für Gesellschaftstanz besucht habe. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich nicht mehr aufhören und probierte mich durch verschiedenste Tanzarten.
Nachdem ich in der Tanzschule bis zum Tanzkreis, also der höchsten Kursstufe, getanzt habe, habe ich diverse Kurse in Modern Jazz Dance, Contemporary, Showdance und Modern Dance belegt. Dabei war phasenweise ein Augenmerk auf Floorwork und Hebungen. Ab und zu ging es dann noch in Zumba Classes.
Und was bedeutet Tanzen für dich?
Tanzen bedeutet für mich, bei mir selbst zu sein und meinen Kopf abschalten zu können. Jedes Mal, wenn ich den Tanzsaal betrete, vergesse ich meine Probleme drumherum. Ich kann während dieser Zeit loslassen und mich intensiv mit den Schritten und der Musik auseinandersetzen. Tanzen ist für mich eine Möglichkeit, den Alltag beiseite zu schieben, andere Menschen kennenzulernen und sich miteinander auszutauschen.
Wie ist dir die Idee gekommen, Tanzlehrerin werden zu wollen?
Die Idee kam mir schon nach meinem Abitur, als ich einen Modern Jazz Kurs besucht habe, bei dem ich die Tanzlehrerin sehr inspirierend fand. Ich habe den Unterricht sehr gemocht und fand es interessant, was eigentlich alles hinter einer Tanzstunde steckt. Es war super spannend, wie unterschiedlich man Tanzstunden gestalten kann, abhängig davon, wie man auf die individuellen Persönlichkeiten eingeht.
Wie war dein Weg dahin? Wie hat es sich für dich angefühlt, den Schritt in Richtung Ausbildung zu gehen?
Der Weg Richtung Ausbildung kam für mich plötzlich und überraschend. Ich habe bereits ein abgeschlossenes Studium in Wirtschaftsinformatik und habe überlegt, was ich damit anfangen möchte. Ziemlich schnell ist mir klar geworden, dass ich doch noch versuchen möchte, mein Hobby zum Beruf zu machen. Das war eine große und unerwartete Entscheidung. Eigentlich kam mir schon nach der Schule die Idee, eine Tanzlehrerausbildung zu machen und schon damals habe mich in verschiedene Richtungen informiert. Da ich zu dem Zeitpunkt aber leider nichts Passendes finden konnte, habe ich mich für das Studium entschieden, den Gedanken aber nie ganz beiseitegeschoben.
Warum ausgerechnet der ADTV (allgemeiner deutscher Tanzlehrerverband e.V.)? Es gibt ja auch andere Möglichkeiten, Tanz zu unterrichten.
Vor 2 Jahren habe ich erstmalig angefangen Lizenzen in Richtung Tanzlehrerin zu erwerben. Bei den Wochenendkursen habe ich gemerkt, dass mich das sehr interessiert und dass ich mehr davon möchte. Bei meinen Recherchen bin ich dann auf den ADTV gestoßen.
Worauf freust du dich in der Ausbildung besonders?
Ich freue mich, sowohl tänzerisch an mir selbst zu arbeiten als auch viele verschiedene Arten von Menschen im Saal stehen zu haben, denen ich das Tanzen beibringen darf. Ich bin gespannt, verschiedene Unterrichtsdynamiken kennenzulernen und auch den Unterricht an die unterschiedlichen Personengruppen anzupassen. Ich freue mich verschiedene Unterrichtsgestaltungen zu erlernen und ausprobieren zu können.
Wovor hast du aktuell Respekt? Was macht dich noch nervös?
Ich habe schon Erfahrungen als Trainerin im Kindertanz. Trotzdem habe ich in einigen Momenten Respekt davor, Erwachsenen das Tanzen beizubringen. Der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist ja nun einmal doch sehr groß. Ich habe Spaß am Tanzen und am Unterrichten aber es wird eine ganz neue Erfahrung für mich und ich wünsche mir sehr, dass ich gut darin sein werde.
Was würdest du anderen jungen Menschen empfehlen, die über die Ausbildung nachdenken?
Macht auf jeden Fall ein Praktikum! Durch ein Praktikum könnt ihr einen super Einblick in den Beruf bekommen. Ihr lernt den Alltag und die Menschen kennen und könnt so für euch selbst herausfinden, ob der Alltag zu euch passt! Ihr bekommt dadurch eine gewisse Idee davon, wie es in der Ausbildung aussehen könnte. Ich war während meines Praktikums auch einen Tag in der Schule. Der Tag hat mir sehr viel gebracht und hat mir nochmal gezeigt, dass auch die Theorie sehr spannend ist und mich interessiert.
Ohne Praktikum hätte ich mich sicher auch auf die Ausbildung gefreut, hätte mir aber wahrscheinlich etwas Anderes darunter vorgestellt. So habe ich bereits ein paar Abläufe kennengelernt und kann mit mehr Vorwissen in die Ausbildung starten, was mir Sicherheit gibt. Diesen Einblick würde ich jedem empfehlen, der über die Ausbildung nachdenkt.
Was versprichst du dir von der Ausbildung? Wie erhoffst du dir, wie es läuft und auch wie es anschließend weitergehen könnte?
Ich erhoffe mir viele neue Herausforderungen, die mich über mich selbst hinauswachsen lassen. Natürlich verspreche ich mir auch, neue Tanzschritte und Techniken zu erlernen. Nach der Ausbildung möchte ich mein gewonnenes Wissen an die Tanzschüler*innen weitergeben und Teil eines Ortes sein, der für Andere eine Möglichkeit zum Abschalten ist. Ich möchte meinen Unterricht so gestalten können, dass ich verschiedene Menschen damit ansprechen kann und diese dann auch gerne zu mir in den Unterricht kommen.
Wir findet es deine Familie, dass du diesen Weg gehst? Was waren die Reaktionen bei Familie und Freunden?
Meine Familie und Freunde haben bereits in den letzten Jahren mitbekommen, wie ich das Tanzen priorisiere und wie glücklich mich das macht. Da war es nicht sonderlich schwer, meine Entscheidung zu verstehen und mich zu unterstützen. Von Einigen habe ich auch Worte der Bewunderung entgegengebracht bekommen. Sie finden es bemerkenswert, dass ich den Mut habe, nach meinem Studium noch einmal so einen Wechsel einzugehen.
Wir wünschen Melina einen tollen Start in ihre Ausbildung und hoffen, dass sich ihre Wünsche und Träume in Bezug auf unseren wundervollen Beruf erfüllen.
Bericht und Fotos: Inga Wilking, ADTV Tanzschule Tessmann
Bericht und Fotos: Inga Wilking, ADTV Tanzschule Tessmann