Wenn ein Kinderleben plötzlich in Deinen Händen liegt | Bereitschaftspflege Teil 01

nl trenner 250
nl-trenner-250
Bereitschaftspflege01 Bild08 NORDISCHLIFESTYLE 062025

Wenn ein Kinderleben plötzlich in Deinen Händen liegt

Bereitschaftspflege – da sein, wenn niemand sonst da ist

nl-trenner-250

Teil 1: Unsere Beweggründe und unsere Bewerbung

Die­ser Bericht erzählt von einer Rei­se, die wir nicht geplant haben – und die doch tief in uns längst begon­nen hat­te. Eine Rei­se, die uns ver­än­dert. Und viel­leicht auch Dich berührt.

Wir sind Arno und Loan Hey­ne, Inha­ber des Ver­lags und Her­aus­ge­ber die­ses Maga­zins NORDISCH LIFESTYLE. Doch die­ser Bericht erzählt nicht von unse­rer Arbeit, son­dern von einer Rei­se, die unser Leben ver­än­dert – eine Rei­se, die uns als Men­schen for­dert und berührt.

Wir möch­ten Dich mit­neh­men auf unse­ren Weg als Bereit­schafts­pfle­ge­el­tern. Vom ers­ten Gedan­ken über unse­re Bewer­bung, die Gesprä­che mit dem Jugend­amt, die Vor­be­rei­tung, die ers­te Nacht mit einem frem­den Kind bis hin zum All­tag mit den Kin­dern – und den Momen­ten des Abschieds. Das kom­men­de Jahr wird inten­siv, ehr­lich und vol­ler Geschich­ten, die erzählt wer­den müs­sen.

In die­sem ers­ten Teil geht es um das, was uns bewegt hat. Um die Ent­schei­dung, die­sen Weg zu gehen. Und um die ers­ten Schrit­te: die Bewer­bung, die Gesprä­che, das Ankom­men in einem Sys­tem, das Kin­der schützt – und Men­schen braucht, die bereit sind, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men.

Wir schrei­ben, weil wir über­zeugt sind, dass die­ses The­ma mehr Sicht­bar­keit ver­dient. Weil Pfle­ge­kin­der und Pfle­ge­el­tern in unse­rer Gesell­schaft oft über­se­hen wer­den. Und weil wir zei­gen möch­ten, wie viel Mut, Lie­be und Mensch­lich­keit in die­sem Weg steckt.

Nicht, weil wir uns selbst fei­ern wol­len. Son­dern weil wir glau­ben, dass Geschich­ten wie die­se erzählt wer­den müs­sen. Ehr­lich. Nah. Und ohne Fil­ter.

Bereitschaftspflege01 Bild03 NORDISCHLIFESTYLE 062025

Warum wir diesen Weg gehen

Es war kein Ent­schluss, den man über Nacht trifft. Kein Pro­jekt, das man plant wie einen Umbau oder eine Rei­se. Es war ein Gefühl, das sich lang­sam in unser Leben schlich. Erst lei­se, dann immer lau­ter. Ein Gedan­ke, der nicht mehr ging: Was, wenn irgend­wo ein Kind gera­de alles ver­lo­ren hat? Was, wenn es nie­man­den hat, der es hält, der es beru­higt, der ein­fach da ist? Und was, wenn wir genau die sind, die es gera­de braucht?

Wir haben bei­de erlebt, wie es sich anfühlt, als Kind nicht wirk­lich gese­hen zu wer­den. Nicht gehal­ten, nicht getrös­tet, nicht will­kom­men. Die­se Erfah­rung hat Spu­ren hin­ter­las­sen – aber auch Mit­ge­fühl, Stär­ke und den tie­fen Wunsch, es anders zu machen. Für ande­re. Für Kin­der.

Die Kin­der, die in Bereit­schafts­pfle­ge kom­men, tra­gen oft eine Geschich­te in sich, die kaum jemand kennt – und die nie­mand erle­ben soll­te.

Sie kom­men aus Woh­nun­gen, in denen die Luft nach Ver­nach­läs­si­gung riecht. Aus Fami­li­en, in denen Gewalt kein Aus­nah­me­zu­stand, son­dern All­tag ist. Aus Näch­ten, in denen nie­mand da war, wenn sie geweint haben. Man­che wur­den aus Kli­ni­ken ent­las­sen, ohne dass jemand sie abhol­te. Ande­re wur­den aus über­for­der­ten Haus­hal­ten geholt, aus Not­un­ter­künf­ten, aus Situa­tio­nen, die man sich kaum vor­stel­len kann.

Was sie mit­brin­gen, ist oft nicht nur ein klei­ner Ruck­sack – son­dern Klei­dung, die viel zu klein oder viel zu groß ist, kaputt, ver­schmutzt, abge­tra­gen. Man­che Kin­der kom­men ganz ohne Klei­dung. Man­che brin­gen Nah­rung mit, die nicht alters­ge­recht ist – weil ihre Eltern nichts ande­res hat­ten oder nicht wuss­ten, was sie brau­chen.

Bereitschaftspflege01 Bild02 NORDISCHLIFESTYLE 062025
nl-trenner-250

Was wir uns gefragt haben – und was wir heute wissen

Bevor wir den ers­ten Schritt wag­ten, bevor wir über­haupt ein Jugend­amt kon­tak­tier­ten, waren da Gedan­ken. Zwei­fel. Fra­gen, die sich lei­se in unser Leben schli­chen – und uns lan­ge beglei­te­ten.

Viel­leicht kennst Du sol­che Fra­gen. Viel­leicht nicht. Aber sie gehö­ren zu unse­rer Geschich­te. Und des­halb möch­ten wir sie tei­len.

Die­se Fra­gen sind kein Hin­der­nis. Sie sind ein Anfang. Denn wer sich sol­che Fra­gen stellt, ist bereits auf dem Weg.

nl-trenner-250

Der Weg zum Jugendamt – und warum die Wahl wichtig ist

Als wir uns ent­schie­den haben, die­sen Weg zu gehen, war uns sofort klar: Es soll­te nicht ein­fach nur ein wei­te­res For­mu­lar sein, das wir aus­fül­len. Wir woll­ten ver­ste­hen, wie die­ses Sys­tem wirk­lich funk­tio­niert. Und wir woll­ten Men­schen fin­den, mit denen wir uns ehr­lich und ver­trau­ens­voll auf den Weg machen kön­nen.

Wir haben ver­schie­de­ne Jugend­äm­ter kon­tak­tiert – und schnell gespürt, wie unter­schied­lich sol­che Gesprä­che ver­lau­fen kön­nen. Man­che wirk­ten sehr ein­ge­bun­den in ihre Abläu­fe, ande­re etwas weni­ger struk­tu­riert. Eini­ge waren freund­lich, aber den­noch distan­ziert. Oft hat­ten wir das Gefühl, dass die Mit­ar­bei­ten­den stark in den Rol­len und Anfor­de­run­gen ihres Amtes ver­an­kert waren. Es fehl­te manch­mal die Offen­heit, die Wär­me, das ech­te Inter­es­se, das Ver­trau­en wach­sen lässt.

Dann kam ein ers­tes Gespräch, das anders war. Es war mensch­li­cher, näher, herz­li­cher. Wir fühl­ten uns gehört und ver­stan­den. Nicht nur unse­re Fra­gen wur­den beant­wor­tet – es wur­de zuge­hört, nach­ge­fragt, mit­ge­dacht. Es war kein Aus­tausch über Akten und Abläu­fe, son­dern ein Gespräch von Mensch zu Mensch. Genau das hat uns gezeigt: Ver­trau­en ent­steht dort, wo Begeg­nung ehr­lich und mensch­lich ist.

Bit­te ver­steh uns rich­tig: Es geht uns nicht dar­um, ein­zel­ne Jugend­äm­ter schlecht dar­zu­stel­len. In jedem Amt arbei­ten Men­schen – enga­giert, belas­tet, manch­mal über­for­dert. Und wie im Leben all­ge­mein gilt: Nicht jeder passt zu jedem. Für uns zählt am Ende nur das Gefühl, das ein Gespräch hin­ter­lässt. Ob wir uns gese­hen füh­len. Ob wir spü­ren, dass jemand wirk­lich zuhört. Ob Ver­trau­en ent­ste­hen kann.

Wir haben uns schließ­lich für ein Jugend­amt ent­schie­den, das nicht das nächst­ge­le­ge­ne war. Nicht, weil wir etwas ver­ber­gen woll­ten – son­dern weil die­se Wahl zutiefst per­sön­lich war. Es war eine Ent­schei­dung aus einer Begeg­nung her­aus, nicht aus einem Ver­gleich von Struk­tu­ren. Und weil jede Fami­lie ihren eige­nen Weg geht, möch­ten wir nie­man­den unbe­ab­sich­tigt beein­flus­sen. Manch­mal spürt man ein­fach, wo ein ech­tes Gegen­über war­tet. Wo Gesprä­che nicht nur for­mal sind, son­dern mensch­lich. Wo man das Gefühl bekommt: Ihr seid will­kom­men. Ihr wer­det beglei­tet. Ihr seid nicht allein.

Bereitschaftspflege01 Bild01 NORDISCHLIFESTYLE 062025

Wichtig zu wissen

  • Du hast die freie Wahl, mit wel­chem Jugend­amt du zusam­men­ar­bei­ten möch­test – es muss nicht zwin­gend das im eige­nen Land­kreis sein. Ent­schei­dend ist, wo Ver­trau­en und ein gutes Mit­ein­an­der ent­ste­hen kön­nen.

  • Nach erfolg­rei­cher Prü­fung und Zulas­sung als Pfle­ge­el­tern in einem Jugend­amt kannst du dich auch in ande­ren Jugend­äm­tern anmel­den.

  • Wenn du eine Dau­er­pfle­ge außer­halb dei­nes Land­krei­ses star­test, über­nimmt nach zwei Jah­ren – gesetz­lich fest­ge­legt – das Jugend­amt in dei­nem Land­kreis die Betreu­ung.

  • Der Bewer­bungs­pro­zess kann je nach Land­kreis unter­schied­lich ablau­fen. Man­che Jugend­äm­ter haben fes­te Struk­tu­ren und kla­re Abläu­fe, ande­re gestal­ten den Weg indi­vi­du­el­ler. Des­halb lohnt es sich, früh nach­zu­fra­gen, wie genau der Pro­zess in dei­ner Regi­on aus­sieht.

Wenn du dich für die­sen Weg inter­es­sierst, kannst du dich beim Pfle­ge­kin­der­dienst in dei­ner Umge­bung infor­mie­ren. Beson­ders wert­voll sind die Info­aben­de, die vie­le Jugend­äm­ter anbie­ten. Dort geht es nicht nur um Bereit­schafts­pfle­ge, son­dern um Pfle­ge­el­tern im All­ge­mei­nen: Dau­er­pfle­ge, Kurz­zeit­pfle­ge und Bereit­schafts­pfle­ge. Wir erin­nern uns noch gut an unse­ren ers­ten Info­abend. Es war kein nüch­ter­nes Vor­tra­gen von Fak­ten, son­dern ein Abend vol­ler Offen­heit, Wär­me und Mensch­lich­keit. Es wur­de ehr­lich über die Her­aus­for­de­run­gen gespro­chen, aber auch über die Chan­cen. Es wur­de klar erklärt, was Pfle­ge bedeu­tet – und gleich­zei­tig spür­te man die Wert­schät­zung für Men­schen, die bereit sind, die­sen Weg zu gehen.

Sol­che Aben­de sind eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit, nicht nur Ant­wor­ten auf dei­ne Fra­gen zu bekom­men, son­dern auch ein Gefühl dafür, ob du dich mit den Men­schen im Jugend­amt wohl­fühlst.

Die gefor­der­ten Unter­la­gen kön­nen je nach Jugend­amt unter­schied­lich sein. Des­halb erkun­di­ge dich am bes­ten vor­ab genau, was in dei­nem Fall benö­tigt wird. Im Kern gehö­ren aber fast immer die­se Bestand­tei­le dazu:

  • Ein erwei­ter­tes Füh­rungs­zeug­nis

  • Ein ärzt­li­ches Attest zur gesund­heit­li­chen Eig­nung

  • Ein kur­zer Lebens­be­richt, in dem du erzählst, wer du bist, was dich geprägt hat und was dich bewegt

  • Sta­bi­le wirt­schaft­li­che Ver­hält­nis­se

Und vor allem: den Mut, Fra­gen zu stel­len, Hil­fe anzu­neh­men und ehr­lich zu sein

Pfle­ge­el­tern­schaft – ob Dau­er­pfle­ge, Kurz­zeit­pfle­ge oder Bereit­schafts­pfle­ge – ist kein Weg, den man neben­bei geht. Es ist eine Ent­schei­dung, die das Herz braucht. Und die Offen­heit, sich auf etwas ein­zu­las­sen, das man nicht pla­nen kann.

Dabei ist wich­tig zu ver­ste­hen: Eine Bewer­bung als Pfle­ge­el­tern ist kein ein­sei­ti­ger Pro­zess. Das Jugend­amt prüft sorg­fäl­tig, ob die Vor­aus­set­zun­gen stim­men – und gleich­zei­tig darfst auch du prü­fen, ob es für dich passt. Natür­lich hat das Jugend­amt das Hoheits­recht, über eine Zulas­sung zu ent­schei­den. Doch genau­so ent­schei­dend ist, dass du dich auf dein eige­nes Gefühl ver­lässt. Denn nur wenn bei­de Sei­ten Ver­trau­en spü­ren, kann eine gute und trag­fä­hi­ge Zusam­men­ar­beit ent­ste­hen.

Du musst nicht per­fekt sein. Du musst nicht ver­hei­ra­tet sein. Du musst nicht aus einem bestimm­ten Beruf kom­men. Es spielt kei­ne Rol­le, ob du allein lebst, in einer Bezie­hung oder mit Fami­lie. Es spielt auch kei­ne Rol­le, wel­cher Kul­tur du ange­hörst oder wie du dein Leben führst. Ent­schei­dend ist dei­ne Hal­tung – dei­ne Bereit­schaft, einem Kind in Not ein Zuhau­se auf Zeit zu geben.

Natür­lich prüft das Jugend­amt sorg­fäl­tig, ob die Rah­men­be­din­gun­gen pas­sen. Die­se Prü­fung ist wich­tig, weil es am Ende um das Wohl eines Kin­des geht. Aber sie soll dich nicht ver­un­si­chern – viel­mehr ist es ein gemein­sa­mer Pro­zess. Das Jugend­amt möch­te dich ken­nen­ler­nen, ver­ste­hen, wer du bist und wie du lebst. Es geht dar­um zu sehen, ob die Vor­aus­set­zun­gen stim­men – für dich, für das Kind und für alle Betei­lig­ten.

Dar­um gilt: Jeder Mensch, der mit Herz und Ver­ant­wor­tung bereit ist, einem Kind in einer schwie­ri­gen Situa­ti­on bei­zu­ste­hen, hat die Chan­ce, Pfle­ge­el­tern zu wer­den. Trau dich – dein Herz zählt, und das Jugend­amt beglei­tet dich auf die­sem Weg.

nl-trenner-250

Die Wahrheit über Jugendämter

In den Medi­en hört man fast immer nur das Nega­ti­ve über das Jugend­amt. Viel­leicht, weil schlech­te Nach­rich­ten mehr Auf­merk­sam­keit bekom­men. Weil es ein­fa­cher ist, mit dem Fin­ger zu zei­gen, als die gan­ze Geschich­te zu ver­ste­hen. Wenn Kin­der zu spät aus einer Fami­lie geholt wer­den, heißt es sofort: Das Jugend­amt hat ver­sagt. Wenn Kin­der früh her­aus­ge­nom­men wer­den, heißt es genau­so: Das Jugend­amt über­treibt.

Egal, wie sie han­deln – es scheint nie rich­tig zu sein. Aber so ist das Bild, das nach außen ent­steht. Die Wahr­heit ist viel mensch­li­cher und viel schwe­rer: Hin­ter jeder Ent­schei­dung ste­hen Men­schen, die sich die­se Schrit­te nicht leicht machen.

Das Jugend­amt läuft nicht durch die Stra­ßen und reißt Kin­der ein­fach aus ihrem Zuhau­se. Bevor ein Kind aus sei­ner Fami­lie genom­men wird, müs­sen gra­vie­ren­de Umstän­de vor­lie­gen. Vor allem müs­sen gesetz­li­che Vor­schrif­ten und Bedin­gun­gen erfüllt sein, an die sich die Mit­ar­bei­ten­den strikt hal­ten müs­sen. Das braucht Zeit, Geduld und sorg­fäl­ti­ge Prü­fung. Grund­los wird kein Kind aus sei­ner Fami­lie her­aus­ge­nom­men.

Das Jugend­amt ist kein kal­tes Sys­tem. Es sind Men­schen, die Tag für Tag Ent­schei­dun­gen vor­be­rei­ten müs­sen, die nie­mand von uns leicht tref­fen könn­te. Men­schen, die abwä­gen, die zwei­feln, die hof­fen. Men­schen, die wis­sen, dass jeder Schritt ein Leben ver­än­dern kann. Und genau des­halb tra­gen sie die­se Ver­ant­wor­tung mit Herz und mit der Last, die dazu­ge­hört.

Wich­tig ist: Die Ent­schei­dung, ob ein Kind in sei­ner Fami­lie bleibt oder her­aus­ge­nom­men wird, trifft nicht das Jugend­amt und auch kei­ner der Betei­lig­ten. Sie liegt ein­zig und allein beim Gericht. Jugend­amt und Pfle­ge­el­tern kön­nen emp­feh­len und berich­ten – doch der gericht­li­che Beschluss ist bin­dend für alle.

Sowohl das Jugend­amt als auch die Pfle­ge­el­tern müs­sen sich die­sem Beschluss fügen. Selbst dann, wenn Mit­ar­bei­ten­de es anders sehen. Selbst dann, wenn es weh tut. Selbst dann, wenn man es für abso­lut falsch hält und Herz, Kopf und Ver­stand nach Gerech­tig­keit oder Wider­stand schrei­en. Am Ende bleibt nur, den Beschluss anzu­neh­men – auch wenn er schwer aus­zu­hal­ten ist.

Bereitschaftspflege01 Bild05 NORDISCHLIFESTYLE 062025

Das Jugend­amt ist oft stark gefor­dert. Es gibt vie­le Fäl­le, wenig Zeit, gro­ßen Druck. Und trotz­dem geben die Mit­ar­bei­ten­den ihr Bes­tes. Sie kämp­fen für Kin­der, auch wenn das nicht immer sicht­bar ist. Aber sie kön­nen es nicht allein schaf­fen. Sie brau­chen Unter­stüt­zung. Sie brau­chen Men­schen, die bereit sind, Kin­der auf­zu­neh­men. Men­schen, die nicht weg­schau­en. Men­schen, die Ver­ant­wor­tung über­neh­men.

Denn am Ende geht es nicht um Schlag­zei­len. Es geht um Kin­der, die gese­hen wer­den müs­sen. Um Fami­li­en, die Hil­fe brau­chen. Um Ent­schei­dun­gen, die nie­mand leicht trifft – und die trotz­dem getrof­fen wer­den müs­sen. Das Jugend­amt ist nicht der Feind. Es ist ein Part­ner, der Hil­fe sucht. Ein Part­ner, der Men­schen braucht, die bereit sind, mit­zu­ge­hen.

Wenn du dar­über nach­denkst, Pfle­ge­el­tern zu wer­den, dann ist es wich­tig, nicht nur dich selbst zu prü­fen – son­dern auch das Jugend­amt, mit dem du zusam­men­ar­bei­ten möch­test. Wie offen ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on? Wie klar sind die Abläu­fe? Wie mensch­lich ist der Kon­takt? Du wirst eng mit die­sen Men­schen zusam­men­ar­bei­ten, manch­mal in sehr emo­tio­na­len Situa­tio­nen. Da braucht es Ver­trau­en auf bei­den Sei­ten.

Du bist kein Bitt­stel­ler. Du bist jemand, der bereit ist, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Und du hast das Recht, Fra­gen zu stel­len – vie­le Fra­gen. Du darfst sagen, wenn du etwas nicht ver­stehst. Du darfst sagen, wenn du Unter­stüt­zung brauchst. Du darfst auch sagen, wenn du mit einem Kind an dei­ne Gren­zen kommst. Das ist kei­ne Schwä­che. Das ist geleb­te Ver­ant­wor­tung.

Und du musst die­sen Weg nicht allein gehen. Es gibt Netz­wer­ke, Fach­be­ra­tun­gen, ande­re Pfle­ge­el­tern. Men­schen, die dich beglei­ten, die zuhö­ren, die ver­ste­hen. Men­schen, die da sind, wenn es schwer wird – und die mit dir lachen, wenn es leicht ist.

nl-trenner-250

Der Hausbesuch

Der Haus­be­such ist ein Moment, der sich anfühlt wie eine Mischung aus Prü­fung, Vor­stel­lungs­ge­spräch und Kaf­fee­kränz­chen. Du weißt, dass es nicht dar­um geht, ob Dei­ne Vor­hän­ge farb­lich abge­stimmt sind oder ob die Fens­ter geputzt sind. Und trotz­dem räumst Du auf. Nicht, weil Du etwas ver­ste­cken willst – son­dern weil Du zei­gen möch­test: Hier ist Platz. Hier ist Sicher­heit. Hier darf ein Kind ankom­men.

Als die Tür auf­ging, war die Ner­vo­si­tät da. Nicht, weil wir miss­trau­ten – son­dern weil wir wuss­ten, was auf dem Spiel steht. Es geht nicht um eine Geneh­mi­gung auf Papier. Es geht um Ver­trau­en. Um Ver­ant­wor­tung. Um die Fra­ge: Kön­nen wir das wirk­lich?

Der Haus­be­such war kein Kon­troll­gang mit Check­lis­te. Es war ein Gespräch auf Augen­hö­he. Wir spra­chen über unse­re Räu­me, unse­re Vor­stel­lun­gen, unse­re Ängs­te. Wir zeig­ten das Kin­der­zim­mer, das noch leer war – aber vol­ler Hoff­nung. Wir spra­chen über unse­re Bio­gra­fien, unse­re Ehe, unse­re Gren­zen.

Und wir spür­ten: Es geht nicht dar­um, per­fekt zu sein. Es geht dar­um, ehr­lich zu sein. Offen. Lern­be­reit. Und bereit, sich beglei­ten zu las­sen.

Am Ende des Besuchs war da kein Urteil – son­dern ein Nicken. Ein Lächeln. Und das Gefühl: Wir sind auf dem rich­ti­gen Weg.

nl-trenner-250

Der Bereitschaftspflegevertrag

Bevor du ein Kind auf­neh­men kannst, unter­schreibst du den Bereit­schafts­pfle­ge­ver­trag. Klingt tro­cken – ist aber ein wich­ti­ger Schritt. Denn die­ser Ver­trag regelt nicht nur Rech­te und Pflich­ten, son­dern auch die finan­zi­el­le Sei­te der Pfle­ge.

In Schles­wig-Hol­stein wird die Bereit­schafts­pfle­ge mit einer erhöh­ten Tages­pau­scha­le ver­gü­tet.

Für Dau­er­pfle­ge­el­tern (unbe­fris­te­te­te Voll­zeit­pfle­ge) gilt ein ande­res Modell mit monat­li­cher Pau­scha­le, die Ver­sor­gung und Auf­wand lang­fris­tig abdeckt.

Bereitschaftspflege01 Bild07 NORDISCHLIFESTYLE 062025
nl-trenner-250

Die Vorbereitungszeit – und das Warten auf das erste Kind

Wenn man ein eige­nes Kind erwar­tet, hat man neun Mona­te Zeit, sich vor­zu­be­rei­ten. Man kauft Klei­dung, rich­tet ein Zim­mer ein, liest Bücher, träumt. Man weiß, wann es unge­fähr kommt. Man kennt den Namen. Man kennt die Geschich­te.

Als Bereit­schafts­pfle­ge­el­tern hast Du die­se Zeit nicht. Du weißt nie, wann das Tele­fon klin­gelt. Nie, wer kommt. Nie, wie lan­ge das Kind bleibt. Und trotz­dem berei­test Du Dich vor.

Wir haben Platz für zwei Kin­der im Alter von 0 bis 2 Jah­ren. Wir haben Klei­dung in ver­schie­de­nen Grö­ßen sor­tiert, Win­deln in meh­re­ren Vari­an­ten, Fläsch­chen, Schnul­ler, Spiel­zeug, Bücher, Kin­der­wa­gen, Baby­bet­ten. Nicht, weil wir wis­sen, was kommt – son­dern weil wir wis­sen, dass jemand kommt.

Und wir wol­len, dass die­ser jemand sich will­kom­men fühlt.
Du berei­test Dich nicht nur mit Lis­ten vor – son­dern mit Gedan­ken. Mit Gesprä­chen. Mit inne­rer Arbeit. Du fragst Dich: Bin ich bereit, ein Kind zu hal­ten, das schreit, weil es nicht weiß, wo es ist? Bin ich bereit, es zu lie­ben – auch wenn ich es wie­der los­las­sen muss?

Die­se Zeit ist vol­ler Span­nung. Vol­ler Hoff­nung. Vol­ler Zwei­fel. Und sie ist kost­bar. Denn sie zeigt Dir, wie viel Du geben kannst, bevor über­haupt jemand da ist.

Bereitschaftspflege01 Bild04 NORDISCHLIFESTYLE 062025
nl-trenner-250

Pflegeeltern – die vergessenen helfenden Hände

In die­ser Vor­be­rei­tungs­zeit haben wir etwas erkannt, das uns tief bewegt – und ehr­lich gesagt auch ver­letzt hat.

Für wer­den­de Eltern gibt es unzäh­li­ge Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te: Will­kom­mens­pa­ke­te, Baby­start­bo­xen, Gut­schei­ne, Platt­for­men vol­ler Tipps und lie­be­vol­ler Auf­merk­sam­kei­ten. Alles ist dar­auf aus­ge­rich­tet, mit Mut­ter­pass oder Geburts­ter­min sicht­bar zu wer­den und Unter­stüt­zung zu erhal­ten. Es gibt Lis­ten, Rat­ge­ber, Check­lis­ten – und ganz viel gesell­schaft­li­che Wär­me.

Doch Pfle­ge­el­tern? Wir pas­sen in kei­nes die­ser Sys­te­me. Wir haben kei­nen Mut­ter­pass, kei­nen fes­ten Geburts­ter­min, kei­ne plan­ba­re Vor­lauf­zeit. Wir beglei­ten Kin­der in den ers­ten, oft schwie­rigs­ten Stun­den ihres Lebens – und das mit wech­seln­den Kin­dern, ohne dass ein Por­tal oder eine Box uns auf­fängt. Aber wir tun es mit gan­zem Her­zen.

Natür­lich gibt es Unter­stüt­zung: durch das Jugend­amt, durch Netz­wer­ke, durch befreun­de­te Pfle­ge­el­tern. Die­se Hil­fe ist wert­voll und wich­tig. Aber was ist mit der Öffent­lich­keit? Mit der Gesell­schaft? Mit den Unter­neh­men?

Wäh­rend wer­den­de Eltern und Müt­ter gro­ße Unter­stüt­zung von Poli­tik und Öffent­lich­keit erfah­ren, blei­ben Pfle­ge­el­tern in den meis­ten unter­neh­me­ri­schen Sys­te­men ver­ges­sen – oder ganz aus­ge­schlos­sen.

Hier fehlt oft das Bewusst­sein. Die Sicht­bar­keit. Die Aner­ken­nung.
Und genau das hat uns bewegt, Unter­neh­men anzu­schrei­ben. Nicht für Geld. Nicht für Wer­bung. Son­dern für Mensch­lich­keit.

Uns ging es nie um die Grö­ße oder den Umfang eines Pakets. Nicht um Vor­rat, nicht um Aus­stat­tung – son­dern um Mit­ge­fühl. Wir such­ten kei­ne Groß­spen­de, son­dern ein Zei­chen. Ein Zei­chen für Wär­me, für gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung, für die Sicht­bar­keit von Pfle­ge­kin­dern und Pfle­ge­el­tern. Ein Zei­chen dafür, dass auch Pfle­ge­el­tern gese­hen wer­den. Dass es Men­schen gibt, die nicht weg­se­hen, wenn es unbe­quem wird.

Also haben wir geschrie­ben. Per­sön­lich. Ehr­lich. Mit der Hoff­nung, ver­stan­den zu wer­den. Nicht mit der Erwar­tung, etwas zu bekom­men – son­dern mit dem Wunsch, gehört zu wer­den. Wir woll­ten wis­sen, ob es da drau­ßen Men­schen und Unter­neh­men gibt, die erken­nen, wie viel Bereit­schafts­pfle­ge bedeu­tet. Wie viel Mut dar­in steckt. Wie viel Lie­be. Wie viel Unsicht­ba­res, das oft nie­mand sieht.

Natür­lich gab es unfass­bar vie­le Absa­gen. Unper­sön­lich, rou­ti­niert, distan­ziert. Man unter­stüt­ze bereits Pro­jek­te im Aus­land, hieß es. Man habe Spen­den­auf­ru­fe vor Jah­ren gebün­delt. Man kön­ne kei­ne Pri­vat­per­so­nen mehr berück­sich­ti­gen.

Und obwohl wir das nach­voll­zie­hen konn­ten, tat es weh. Denn hin­ter jeder Anfra­ge stand kein Ver­ein – son­dern wir. Zwei Men­schen, die bereit sind, ein Kind in Not auf­zu­neh­men. Zwei Men­schen, stell­ver­tre­tend für Bereit­sschafts­pfle­ge­el­tern, die ein­fach nur gese­hen wer­den woll­ten.

Und genau des­halb hat es uns tief berührt, als wir gehört wur­den. Als Ant­wor­ten kamen – nicht nur in Form von gro­ßen Ges­ten, son­dern in Form von ech­tem Mit­ge­fühl. Als Men­schen und Unter­neh­men nicht ein­fach Pake­te ver­schick­ten, son­dern Hal­tung zeig­ten. Als sie uns nicht nur etwas schick­ten, son­dern etwas sag­ten:

IHR SEID NICHT ALLEIN.

Die­se Unter­stüt­zung war für uns mehr als eine Hil­fe. Sie war wie eine lei­se Umar­mung in einem Moment, in dem man sich sonst oft allein fühlt. Eine Bot­schaft, die nicht laut sein muss­te, um anzu­kom­men.

Auf der fol­gen­den Sei­te seht Ihr Unter­neh­men, die uns ohne Zögern gehol­fen haben. Nicht als bezahl­te Wer­bung – son­dern als ech­tes sozia­les State­ment.

UND DAFÜR SAGEN WIR VON HERZEN. DANKE!

nl-trenner-250

„Ihr habt Pflegekinder und Pflegeeltern sichtbar gemacht – als andere weggesehen haben.“

Ein Dank, der mehr bedeutet als Worte

Danke Bereitschaftspflege NORDISCHLIFESTYLE

In einer Zeit, in der Pfle­ge­el­tern und Pfle­ge­kin­der oft unsicht­bar blei­ben, habt Ihr ein star­kes Zei­chen gesetzt. Ihr wart die Ers­ten, die ohne Zögern an unse­rer Sei­te stan­den – nicht aus Pflicht, nicht aus Wer­bung, son­dern aus ech­ter Mensch­lich­keit.

Euer Han­deln ist mehr als Unter­stüt­zung. Es ist ein kla­res sozia­les State­ment:

Pflegekinder und Pflegeeltern gehören gesehen, gewürdigt und getragen.

Ihr habt gezeigt, dass gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung nicht nur ein Wort ist, son­dern eine Hal­tung.
Dafür emp­fin­den wir tie­fen Respekt und unend­li­che Dank­bar­keit.

Von Herzen: Danke.

(alphabetisch sortiert)

In unse­rer Berichts­rei­he wer­den noch wei­te­re Unter­neh­men vor­ge­stellt, die uns unter­stützt haben. Doch in unse­rer Anfangs­pha­se waren die­se Unter­neh­men die Ers­ten, die ohne Zögern an unse­rer Sei­te stan­den – und genau das wer­den wir nie­mals ver­ges­sen. Des­halb gilt die­ser ers­te, ganz beson­de­re Dank ihnen.

nl-trenner-250

Und jetzt?

Jetzt beginnt die Zeit des War­tens. Die Zeit, in der alles vor­be­rei­tet ist – und doch nichts plan­bar. Wir wis­sen nicht, wann das ers­te Kind kommt. Nicht, wie alt es ist. Nicht, wie lan­ge es bleibt. Aber wir wis­sen: Wenn es soweit ist, wer­den wir bereit sein.

Was dann passiert, hat unser Leben verändert…

Ein Moment, der lei­se beginnt – und alles auf den Kopf stellt. Ein Anruf. Eine Stim­me. Und plötz­lich ist alles anders.

Was dann geschah, erzäh­len wir Dir in der nächs­ten Aus­ga­be.

Bleib bei uns. Denn das ist erst der Anfang.

Fol­ge uns auf Insta­gram, Face­book und in unse­rer Face­book-Com­mu­ni­ty, um nichts zu ver­pas­sen.

Wir neh­men Dich mit – ehr­lich, nah und mit­ten ins Herz der Bereit­schafts­pfle­ge.

NL-Trenner

Es ist nicht Dein Kind. Und doch hältst Du es,
weil Du gerade alles bist, was es hat.

Teile diesen Post